"Wenn du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur Du denkst (...)," das wusst schon Juliane Werding und besang es 1975 - noch vor meiner Geburt im 70er Jahre typisch freudigen Style. Vielleicht hat meine Mutter den Song ja in Schleife gehört. Wer weiß das schon?
Ach, könnte ich doch nur guten Gewissens sagen: "Weniger ist mehr". Das trifft in diesem Fall leider nicht zu. Abgesehen davon, dass ich gar nicht weniger denken kann (oder doch) will ich das überhaupt? Denken. Tja, da meint man doch tatsächlich, man hätte es im Griff. Hat man aber nicht. Zumindest ich nicht. So gar nicht.
Es gab Zeiten, da hab' ich diese ratternde Zentrale regelrecht verflucht. Sie stand nie still und war Meister und Befehlshaber meines Körpers. Und erst wenn dieser schlagkaputt zusammenbrach, weil nichts mehr ging, dann musste mein Hirn schlussendlich kapitulieren. Aber still stand es nie. Tut es das denn jemals.
MANCHMAL TRÖSTEN TATSACHEN ENORM
Im MRT sieht man es genau. Das Hirn steht niemals still. Never ever solange die Pumpe geht. Und selbst wenn unser Herz seinen Dienst quittiert rattert es noch munter weiter. Ganze 10 bis 20 Minuten, je nach Sauerstoffzufuhr.
Irgendwie hat das was Beruhigendes. Zu wissen, dass es anatomisch eben einfach so ist. Errungenschaft der modernen Medizin und bildgebender Verfahren. Das beruhigt mich. Irgendwie. Denn schließlich geht es ja allen so. Und das ist doch auch irgendwie wahnsinnig tröstlich.
PERSPEKTIVWECHSEL
In meinen Yogastunden sage ich häufig: "Stell Dir vor, wie der Atem von ganz allein kommt (...)" und dann "stell Dir vor, dass es Dich atmet!" Tja, krass. Das geht, man kann sich wirklich atmen lassen und das beobachten, denn der Atem kommt von ganz allein und er geht auch von allein. Es ist ein Reflex. Ein angeborener und mit der Stärkste im menschlichen Organismus wage ich zu behaupten.
Und da stoßen wir auf den Kern meines "Problems". Das "Problem" mit dem Denken. Es denkt mich. Permanent. Gefühlt vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Aber selbst darüber hinaus. Im Traum denkt es mich dumm und dämlich. Wahrlich wild und unbezwingbar sind dann meine Gedanken. Ich bin froh, dass ich das nicht immer erinnern kann und manchmal habe ich sogar ernste Schwierigkeiten dieses Brainshit auch wieder loszuwerden.
Ich bezweifle ob man überhaupt nicht denken kann.
Ich jedenfalls gehörte zu den Menschen, die wahnsinnig viel denken, vielleicht übermäßig viel, manchmal zu viel. Aber wer möchte denn bewerten oder urteilen? Und was ist zu viel in diesem Fall?
HIRNORGASMUS PAR EXCELLENCE
Denken ist ja etwas ganz Wunderbares. Ich bin sehr dankbar für meinen Verstand, meinen Geist, für das was da oben passiert, wenn es mich denkt. Wenn die Ideen sprudeln, wenn's abgeht im Kopf. Dem Hirnorgasmus par exellence - quasi.
Und dann kam Yoga. (Stellt Euch einen verklärenden Nebel vor und kitschige Musik, die diesen Satz untermalt). Ich gehöre zu den Menschen, die erst über die Bewegung zur Ruhe kommen. Ich muss mich spüren um mich loslassen zu können. Vielleicht auch meine Gedanken besser loslassen zu können. Denn je länger ich mich als Yogini bezeichne, desto mehr geben mir meine Gedanken die Chance auch mal durchzuatmen. Und das passiert von ganz allein.
Yoga hilft mir und meinen Gedanken fokussiert und konzentriert zu bleiben und sich nicht von jedem Impuls mitnehmen zu lassen. Nicht jede Eintagsfliege, die mein Gesichtsfeld passiert zu hinterfragen. Es muss nicht alles Sinn machen. Ich muss auch nicht mehr alles verstehen. Gelassenheit tritt an die Stelle von Wissbegierde. Kein Desinteresse und auch keine Ignoranz. Gelassenheit ist genau der richtige Ausdruck. Auch mal Fünfe gerade sein lassen zu können. Und ich wundere mich woher unsere Tochter das Temperament hat. Aber das ist ein anderes Thema.
Herunter gebrochen auf das Wesentliche empfinde ich aber mein Monkey Brain neben all der Action, die es produziert auch als wunderbares Vehikel. Es hilft mir zu verstehen und über das Begreifen, das Erleben, auch den nächsten Schritt zu gehen. Zu verändern. Zu kreieren. Immer wieder neu. Hirnorgasmus ist eben auch irgendwie geil.
Und Leute, alles ist Veränderung. Nichts ist konstant und für die Ewigkeit. Das ist ein universelles Prinzip.
Und darum. bleibt neugierig und lasst Euch einfach ein bisschen denken. Ihr wisst schon, was ich meine...
Anmerkung: Gäbe es diesen Brain Orgasm nicht, hätte ich so einen Text nicht in knapp 30 Minuten schreiben können. Danke Synapsen, Danke Hirn, Danke Universum.
Kommentar schreiben