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KANN YOGA DEPRESSIONEN HEILEN?

 Wäre es nicht schön, wenn wir einfach ein Knöpfchen drücken könnten und alles wäre so, wie wir es uns wünschten? Das entspräche doch auch unserem Zeitgeist. Schnell mal ‘ne Runde Sport machen, zwischen zwei Terminen mal flott etwas einkaufen gehen, ganz fix noch ‘ne Runde mit dem Hund in den Wald, und dann noch schnell die Kinder ins Bett bringen. Huch, da ist doch schon wieder ein Tag an uns vorbeigezogen. Hm.

Wir leben in einem Hamsterrad. Und es dreht sich immer schneller. Nicht nur ab und zu, sondern jeden Tag – wieder und wieder. Wir adaptieren das Tempo „der Anderen“, meinen mitziehen zu müssen im täglichen Wettstreit um – ja, um was eigentlich? Was ist es, das uns täglich antreibt? Warum laufen wir wie ferngesteuert durch unser eigenes Leben? Wo ist denn der Knopf zum Anhalten? Der Knopf für mehr Energie? Der Knopf für ein entspannteres Leben?

Natürlich wäre es jetzt ein Leichtes, mal wieder mit dem Finger auf „die Anderen“ zu zeigen. Ja, der Chef mag ein herzloser Narzist und der Partner vielleicht gerade mit sich selbst zu sehr beschäftigt sein. Das System ist marode – ob Gesundheit, Finanzen, Bildung oder Konsum. Der Alltag ist voll und die Zeit ist knapp. Aber ist das wirklich das Thema „der Anderen“? Oder ist das unser ganz eigenes, ganz persönliches Thema?

„Jeder ist seines Glückes Schmied“, sagt ein Sprichwort, und wie ich mit zunehmendem Alter feststellen muss, liegt in diesen Sprichwörtern, Bauernweisheiten und Sprüchen so viel mehr Wahrheit verborgen, als sich uns auf Anhieb erschließt.

 

 

WARTEN AUF DIE GUTE FEE?

 

Ich persönlich musste hart aufschlagen um zu erkennen, dass alles mit allem zusammenhängt und dass einzig und allein ich die Entscheidungen für mich und mein Leben treffe. Ich musste erkennen, dass keine gute Fee vorbeikommt, ihren Zauberstab für mich schwingt und ab morgen alles anders ist. Besser und einfacher. Schade eigentlich.

Plötzlich waren da viel mehr Fragen im meinem Leben als Antworten. Fragen, auf die ich überhaupt keine Antworten hatte. Doch vor diesen Fragen war erstmal nichts. Da war zunächst endlose Leere. Es war dunkel und hoffnungslos. Und das mit einem Mal. Im Rückblick weiß ich das natürlich einzuordnen und weiß, dass all das nicht aus heiterem Himmel kam, sondern aus der Summe an Faktoren schlussendlich einfach nur so kommen musste.

Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, was mit mir passiert war. Ich brach einfach zusammen. Aus heiterem Himmel. Eine berufliche Situation war der Auslöser, die das Fass zum Überlaufen brachte. Aber dieses Fass lief nun ohne Ende über. Die Tränen wollten einfach nicht versiegen. Ich wachte weinend auf und ging weinend ins Bett. Alles war plötzlich so sinnlos. So unendlich leer.

Unsere beiden Kinder waren für mich der einzige Grund morgens aufzustehen. Zumindest bis sie aus dem Haus waren so zu tun, als sei alles in Ordnung. Ich riss mich zusammen und „funktionierte“, wie ich das eben gewohnt war. Und kaum war die Tür zu fiel ich wieder ins Bett und weinte. Weinte, weil ich nicht wusste, was mit mir passiert war. Weinte, weil ich nicht wusste, wer ich war. Weil ich die Verbindung zu mir völlig verloren hatte.

 

MUSS DER HARTE AUFPRALL SEIN? ODER GEHT ES AUCH SANFTER?

 

Ich hielt mich all die Jahre für unendlich stark. Und das war ich auch. Ich hatte einen tollen Job in einer renommierten Agentur (eigentlich drei Jobs gleichzeitig), einen liebevollen und erfolgreichen Mann, eine große Traumwohnung, zwei zauberhafte, gesunde Kinder, wir steckten mitten im Hausbau, natürlich hatte ich noch zig Ehrenämter und war nach außen die Frohnatur schlechthin. Alles immer perfekt.

Perfekte Mutter, perfekte Hausfrau, perfekte Ehefrau, perfekte Businesswoman, quasi Superwoman. Die Frau, die alles kann. Rückblickend, glaube ich, habe ich anderen Frauen Angst gemacht. Mir würde das aus heutiger Sicht Angst machen. Aber ich lebte das wirklich. Ich gab alles für dieses Leben. So sollte es doch sein!

Und: Ja, es gab viele Anzeichen für meine Überlastung. Ich war immer öfter genervt, aggressiv. War immer „on the run“, hatte nie Zeit für niemanden. Vor allem nicht für mich. Ja, ich habe nach Hilfe geschrien. Ganz leise. Ich wurde auch gehört, aber wirklich ernst genommen hat mich niemand. Weil ich mich selbst nicht ernst genommen habe. Weil ich weiter funktionierte wie ein Duracell-Hase und erst zur Ruhe kam, wenn ich tot ins Bett fiel. Ich rannte meinem eigenen Anspruch und Perfektionismus hinterher.

Und dann. Bähm!

Nichts ging mehr. Totalzusammenbruch. Burnout. Depression. 

 

WO IST DIE GUTE FEE?

 

Es ging nichts mehr. An Arbeit war nicht zu denken. Im Haushalt blieb alles liegen. Ich zog mich zurück. Mehr und mehr. Ich weinte und weinte. Ich konnte keine Satz formulieren, ohne in Tränen auszubrechen. Ich suchte einen Schuldigen. Ich suchte Antworten, doch ich fand nur Leere. Dunkelheit und Leere. Und das ich. Der Sonnenschein. Die Frohnatur. Mrs. Perfect!

Dieser Zustand hielt Monate an, und ich kann mit Gewissheit sagen, dass ich es ohne meinen Mann niemals geschafft hätte aus diesem Loch, das ich mir selbst gegraben hatte, wieder herauszufinden. Er gab mir Hoffnung, er gab mir Kraft, er erinnerte mich immer wieder daran, dass es mehr als einen Grund gibt aufzustehen. Dass er für mich da ist und dass wir das gemeinsam schaffen.

Dennoch musste ich mir irgendwann schmerzlich eingestehen, dass ich es allein nicht schaffe. Und dass auch mein Mann damit überfordert ist. Ich musste mir Hilfe holen.

Die Frau, die nie um Hilfe bat. Die, die Hilfe immer nur anderen anbot, für alle ihre breite Schultern hinhielt. Ich selbst musste nun um Hilfe bitten. Das war für mich unglaublich schwer, schlussendlich aber wunderbar heilsam.

Über einen langen Weg der Therapie begann ich zu begreifen: Ich hatte mich verloren. Ich hatte ein Bild von mir erschaffen, das ich gar nicht war. Es war das Bild, dem ich meinte entsprechen zu müssen. Es war das Abbild einer Gesellschaft, die im Außen lebt und die Verbindung nach Innen kappt. Als hochsensibler, kreativer und feinfühliger Mensch wurde diese Fassade für mich zu einer Art Rüstung, die ich irgendwann gar nicht mehr ablegte. Ich war eine Kämpferin an allen Fronten und hatte den Kampf eigentlich auch irgendwie gegen mich selbst gekämpft. Und schließlich verloren. 

 

DIE GUTE FEE KAM EINFACH NICHT?

 

Ich las unzählige Bücher, durchlief verschiedene Coaching-Programme, und irgendwann begann ich mich zu erinnern. Ich erinnerte mich daran, dass mir Yoga in meiner Jugend so wahnsinnig gut getan hatte. Ich hatte während meiner Schulzeit mal einen zweiwöchigen Workshop besucht, bei dem wir jeden Tag klassisches Hatha Yoga praktizierten. So richtig in den Schmerz reindehnen, den Schmerz zulassen und reinatmen. Daran erinnerte ich mich noch gut. Ebenso kam mir in den Sinn, wie ich fühlte, als ich eines Morgens aufwachte. Ich glaube, es war der 5. Tag des Workshops. Der Muskelkater war schon überwunden, und es machte sich ein wahnsinnig gutes Körpergefühl in mir breit. Auf dem Weg zur Schule hörte ich plötzlich die Vögel singen. Aber so laut, dass ich dachte, sie wollen mir etwas mitteilen. Der Himmel schien so viel blauer als sonst und meine Sinne so viel geöffneter zu sein. Das hatte mich damals schon beeindruckt, ich konnte es aber nicht wirklich einordnen. Es fühlte sich einfach nur unendlich gut an.

In vager Erinnerung an dieses Gefühl folgte ich diesem Impuls und kaufte mir eine Yoga-DVD, denn ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht vorstellen, einen Kurs zu besuchen. Ich hatte keine Lust auf Menschen, ich wollte nur meine Ruhe. Alles überforderte mich. Ich legte also die DVD ein und es ging los. Das Programm begann mit einer simplen Atemübung. Ich glaube, es war nicht mal ein Pranayama, sondern einfach nur eine Versenkung, ein Ankommen. Ich sollte mich spüren. Meinen Atem spüren und im Hier und Jetzt ankommen. Was soll ich sagen: Das war einer meiner Schlüsselmomente. Ich brach in Tränen aus und schluchzte wie ein kleines Kind. Ich realisierte in diesem Moment, wie sehr ich mich von mir und meiner Essenz entfernt hatte. Ich realisierte, dass ich meine Verbindung verloren hatte. Ich wusste gar nicht mehr, wer ich war. 

 

DIE GUTE FEE BIN ICH?

 

Und an diesem Tag begann eine wunderbare Reise für mich. Es begann die Reise zu mir selbst. Ich übte von nun an fast jeden Tag Yoga - immer etwas mehr. Ich begann mich ganz langsam wieder zu spüren. Über die Körperarbeit die Verbindung zu mir wieder herzustellen. Stück für Stück. Ganz langsam. Ganz achtsam.

Der Atem war dabei ein ganz wesentliches Vehikel für mich. Pranayama, wie die Atemübungen im Yoga genannt werden, ist DAS verbindende Element. Es unterscheidet Yoga ganz wesentlich vom Sport. Der Atem ist der Schlüssel für mich, zu mir! DIE Verbindung überhaupt.

Ich erkannte immer mehr, dass die gute Fee in meinem Leben nur ich sein kann. Es gibt sie wirklich, und sie kann auch zaubern, wenn ich sie zaubern lasse, wenn ich an den Zauber in mir glaube und ihn für mich wahr werden lasse. Ich halte den Zauberstab in meiner Hand. Nur ich kann mich selbst retten, und nur ich bin Schöpferin meiner Realität.

Ich begann meinen ganz persönlichen (Yoga)weg zu gehen. Stück für Stück. Und ich gehe ihn immer weiter, Stück für Stück, denn der Weg ist für mich das Ziel.

Und schließlich begann ich meine erste Yogalehrerausbildung. Ganz bewusst keine 2-Jahres- Ausbildung, sondern eine modulares Ausbildungssystem, das es mir ermöglichte im Fall der Fälle eben wieder einen Haken dran zu machen. Ich war völlig frei von starren Plänen, Zielen, Vorurteilen oder Bewertungen. Ich ließ mich einfach auf das Experiment „Yogalehrerausbildung“ ein. 

 

UND DANN: BÄHM. VOLLTREFFER. HERZBEBEN. SCHMETTERLINGE.

 

Noch nie zuvor in meinem Leben (außer als ich meinen Mann kennenlernte) hatte ich so ein „perfect match“ Gefühl. Ich wusste ganz klar und spürte ganz deutlich: „Das ist es!“. Das ist das, was ich mache möchte. Ich möchte mich mit dem menschlichen Körper, der Seele und dem Geist beschäftigen. Das mache ich schon immer. Unterbewusst. Aber schon immer sehr extrem. Ich bin ein Freak, was Ernährung angeht. Ich lese medizinische Bücher in meiner Freizeit, ich hatte sogar eine Zeitlang ein Abo der „Psychologie heute“. Einfach so, weil es mich interessierte.

Alles in mir war in Bewegung: Ich wollte diese Jahrtausende alte Lehre weitergeben und diesen wunderbaren Schatz, dieses Geschenk, das mir zuteil wurde, mit so vielen Menschen wie möglich teilen.

Direkt nach meiner ersten Ausbildung begann ich zu unterrichten, aus dem Herzen heraus. Im Ballettstudio meiner Tochter. Und das kam an. Die Rückmeldungen meiner Yogis waren überwältigend. „Du machst das, als hättest noch nie etwas anderes gemacht“. „Deine Stimme ist der Hammer, ich kann mich total auf dich und meinen Körper einlassen.“ „Ich war voll weg in der Tiefenentspannung, es hat sich angefühlt, als würden Blitze durch meinen Körper wandern“.

Das waren ein paar Aussagen nach den ersten Stunden. Sie bestätigten mein Gefühl. Mein Gefühl, das Richtige zu tun. Mein Gefühl, auf meinem Weg zu sein. Ein Weg, der sich zum ersten Mal komplett richtig anfühlte.

 

PLÖTZLICH MACHT ALLES SINN?

 

Über allem aber stand der Sinn. Der Aspekt, der mir all die Jahre im Agenturgeschäft, als Management-Assistenz oder auch im Model- oder Musikgeschäft, bei all den Jobs, die ich die letzten Jahre so erledigt hatte, fehlte. Die Sinnhaftigkeit meines Handelns und Seins.

Die glücklichen Gesichter nach der Stunde, der tiefe und ehrliche Dank meiner Yogis waren mein Applaus. Der Schönste, den ich mir vorstellen konnte. Ich hätte das auch ohne Bezahlung gemacht, einfach weil es mir unglaublich viel gab.

Und ich ging weiter und weiter.

Yogatherapie, Coaching, Ernährungsberatung, Hypnose.

Es folgten viele weitere Ausbildungen mit vielen Aha-Momenten, vielleicht auch einer großen Portion Selbst-Therapie und -Erkenntnis. Und mit jeder Ausbildung, die ich absolvierte, wurde mir bewusst, dass es mir nicht reichte, „nur“ zu unterrichten. Ich wollte ganzheitlicher arbeiten, tiefer in den therapeutischen Bereich eintauchen.

Interessanterweise habe ich das gar nicht forciert, sondern es entwickelte sich einfach. Ich glaube, die Menschen spüren sehr genau, wer authentisch das lebt, was er weitergibt und/oder umgekehrt.

Zu mir kommen keine „Hochglanz-Yogis“ oder Instagram-Sportler. Zu mir finden Menschen, die Schmerzen haben. Menschen, die schon zu lange die Zeichen ihres Körpers überhört haben. Menschen, die gegebenenfalls sogar am gleichen Punkt stehen, an dem ich auch mal stand. Manchmal sind sie sich bewusst darüber, meistens jedoch nicht. Ganz normale Menschen – wie du und ich!

Und ich verstehe sie. Ich kann mich so gut in sie hineinfühlen und aus tiefstem Herzen und aus tiefster Überzeugung weitergeben, was mir bis heute half und weiterhin hilft.

Burnout und Depression (und beides ist klar voneinander abzugrenzen) sind Gott sei Dank immer weniger ein Tabu-Thema. Dem Burnout schwingt allerdings schon wieder so ein Hauch „Leistungsgedanke“ mit. Denn ein Burnout bekommt man nicht einfach so. Dem geht meist viel Leistung voraus. Dass man aber einfach nur leer, tieftraurig ist, keine Perspektive mehr sieht, sich die Spirale gefühlt eher nach unten dreht und man nicht mal weiß warum, ist schon ‘ne andere Hausnummer...

Ich therapiere nicht – noch nicht. Daran arbeite ich zwar, aber bisher grenze ich meine Arbeit ganz klar zur Therapie ab. Ich möchte präventiv und aktiv Menschen dabei helfen, ihr Leben zu verändern. Wieder eine Perspektive zu sehen. Sich wieder gut zu fühlen. Kleine Veränderungen anzugehen und festzustellen, dass es eben ein Weg ist. Es gibt nun mal keine Pille, die uns wieder zentriert in unser Leben stellt. Das können nur wir selbst tun.

Ich studiere immer weiter, Menschen, die Psyche, Zusammenhänge, das Leben. Ich bilde mich ständig weiter und kann mittlerweile auf ein recht breites Spektrum im Bereich Ernährung, Psychologie, Persönlichkeitsentwicklung und orthomolekularer Medizin blicken. Ich sehe die Zusammenhänge zwischen Erschöpfung, Ernährung, Überforderung, mangelnder Selbstfürsorge, Perfektionismus, körperlichen Mangelerscheinungen und psychischer Überforderung. Alles hängt nun mal mit allem zusammen. Dessen sind sich viele Menschen einfach nicht bewusst. Ich war es auch nicht. Zumindest nicht in aller Konsequenz.

Oftmals braucht es gar nicht viel. Es sind die richtigen Fragen zur richtigen Zeit, die das ein oder andere Rädchen in Bewegung bringen. Ich bin wahnsinnig gern diejenige, die hinsieht. Die nachfragt. Die Zusammenhänge sieht, die bisher vielleicht noch niemand hinterfragt hat.

Ich berate und coache, begleite und fördere und helfe meinen Klienten, wieder wahrzunehmen, zu spüren. Körper – Geist und vor allen Dingen die Seele. Deswegen steht Soul in meinem Claim auch an erster Stelle. SLY | Soul – Body – Mind. Denn nur wenn die Seele in Balance ist, können es Körper und Geist auch sein.

Yoga hat mir geholfen mich wieder zu finden. Meiner Intuition zu folgen. Meinen Herzensweg zu gehen. Dafür bin ich unendlich dankbar!

Ob es meine Depression geheilt hat? Für die Antwort reicht selbst das geduldigste Papier nicht, vor allem nicht der Rahmen dieses Blogbeitrags. Eines ist für mich jedoch ganz klar. Yoga war und ist ein wesentlicher Teil auf meinem Wunder vollen (kein Tippfehler) Weg zurück in ein erfülltes und glückliches Leben!

 

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