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#Ich sehe was, was du nicht siehst...

#umweltzerstörung #wegsehen #kritischbleiben #hinterfragen #allesnaturgut #onlylovecounts #innerwisdom
Spiagge Biance - trügerische Schönheit geformt durch Menschenhand. So schön und doch so traurig.

Auf Empfehlung von Freunden bin ich zu einem augenscheinlich touristischen Highlight gereist. Spiagge Biance oder auch Pietrabianca, die weißen Strände des italienischen Küstenortes Rosignano Marittimo in der Toskana.

 

Bereits auf Google Maps kann man das türkisblaue Wasser und den weißen Strand nicht übersehen. Und beim kurzen Weg durch die Böschung zum Meer glitzert es einen auch schon an, das türkisblaue, karibisch anmutende Meer. Hach, wie ist das schön! Ich war schwer, begeistert von der Schönheit des langen weißen Strandes, den ich auch direkt entlang lief. Völllig beseelt von dieser Schönheit ließ ich mir den Wind um die Nase wehen und genoss die Wellen, das Meer, mein Leben und den weißen, feinen Sand. Ich liebe die weißen Strände von Fuerteventura und auch wenn das Licht nicht das ganz so magisch war, so kam Pietrabianca, - wie es die einheimischen nennen – doch schon nah heran.

 

Wäre da nicht das unschöne Industrie-Panorama, das sich immer wieder in mein Bewusstsein schob. Vor Ort versuchte ich es immer wieder auszublenden, es gelang mir aber nur kurzzeitig. Der Entedecker und Forscher in mir wollte ich es genauer wissen. Ich lief in Richtung der Kühltürme, die die Idylle dieses türkisblauen Paradies sichtlich trübten, wenn die anwesenden Besucher dies auch völlig unbeeindruckt ließ.

 

Und da sah ich es plötzlich direkt vor mir:

 

Ein circa 2 m breiter Abwasserkanal durch den mit Hochdruck, eine trübe Brühe ins Meer hinein schoss. Direkt aus dem Industriepark kommende, abgegrenzt nur durch ein paar einfache Kordeln im Umkreis von vielleicht 100m und einigen Hinweisschildern, die darum baten, weder stehen zu bleiben, noch dieses Gebiet zu betreten. Das gab mir zu denken. Was war das? Was wurde hier so nonchalant ins Meer abgeleitet?

 

Die augenscheinliche, paradiesische Idylle wurde jäh und mit einem Mal zerstört durch Fragen und Zweifel, die mir keine Ruhe ließen.

 

Kaum wieder in meinem Hotel angekommen begann ich zu recherchieren, was es damit auf sich hatte.

 

Stück für Stück bröckelte mein Bild der Idylle. Erschreckend, was sich an Fakten darbot.

 

Quecksilber, Arsen und viele weitere nicht oder nur sehr schwer abbaubare Umweltgifte wurden jahrzehntelang wissentlich ins Meer abgeleitet. Als wäre das nicht schlimm genug, wurde das alles noch verharmlost, Grenzwerte immer weiter angehoben und Ableitungs-Mengen immer weiter erhöht. Unfassbar. Das Ganze scheint zwar schon weite Kreise zu ziehen, dennoch lässt man die Bevölkerung im Ungewissen. Das bisschen Soda, das da abgeleitet wird, wird schon nicht schaden... So sehen es wohl viele Einheimische. Man hat dem belgischen Konzern Solvay nunmal auch viel zu verdanken.

 

Man sieht nur, was man sehen will. Erschreckend.

 

In einem Telefonat mit meiner Familie über die Schönheit der Gegend hier, betonte ich die Stille, die ich sehr genoss und die hier unweit dieser Touristenattraktion herrschte. „Bis auf die Möwen, oder?!, fragte mein Sohn. Es gab hier nicht eine Möwe. Das fand ich zwar seltsam, dachte darüber aber nicht weiter nach. Welch trügerischer Schein, wie sich dann ein paar Tage später beim Besuche der „weißen Strände“ in der Nähe von Vada herausstellen sollte. Möwen sind dort, wo es Fisch gibt. Hier scheint es keinen Fisch mehr zu geben. Der Spaziergang am Strand offenbart Ähnliches: sehr sehr wenige bis keine Muscheln, keine Möwen, keine Krebse, nichts. Ist das normal?

 

Wie immer gibt es natürlich Behörden und Regularien, die das Gegenteil bestätigen. Alles tippi toppi in Ordnung. Überall hier an den Stränden weht die blaue Flagge. Doch was bedeutet diese Flagge eigentlich? Sie steht für besonders gute Wasserqualität. Doch wonach wird hier die Qualität der Gewässer bemessen?  Ist das jetzt meine deutsche Art, die immer alles ganz genau wissen will? Bin ich übervorsichtig? Ist mein Bewusstsein zu kritisch?

 

Am Strand Spiagge Biance (Pietrabianca) empfand ich die überwiegend italienische Bevölkerung als eher unbedarft und gedankenlos. Sie ließen ihre Kinder und ihre Hunde im Wasser spielen, sich tief einbuddeln in den offensichtlich versuchten Sand und das schwermetallhaltige Wasser. Wahnsinn.

 

Ist es Ignoranz? Ist es Gutgläubigkeit. Ist es das Vertrauen  in die Aufrichtigkeit der Menschheit? Das Vertrauen in Behörden? Viele Fragen bleiben offen. Ich kann für mich nur feststellen, dass ich sehr dankbar bin, mit diesem kritischen Geist gesegnet zu sein. Dafür, dass ich unglaublich glücklich darüber bin, mich freizumachen zu können von dem, was andere sagen oder denken, von Konventionen, darüber, dass ich hinterfrage. Den Mut und die Stärke aufzubringen für mich , meine Überzeugungen und das, woran ich glaube loszugehen. Auf mein Bauchgefühl zu hören, auf meine innere Weisheit und das, was das Leben mir immer wieder zuflüstert.  

 

Und doch bin ich immer wieder erschrocken. Erschrocken über die Oberflächlichkeit der Menschen. Das nur sehen wollen, was man sehen möchte. Die kognitive Dissonanz, die sich doch immer wieder breit durch die Massen zieht. Nicht nur in Umwelt-Themen. Leider oft auch das eigenen Leben, die eigenen Gesundheit betreffend.

 

Ich bezeichne mich als Expertin für Veränderung und Neubeginn. Nicht, weil sich das gut anhört, Sondern weil mich das Leben schon oftmals an den Punkt gebracht hat schmerzlich verstehen zu müssen, was es wirklich braucht um Veränderung möglich zu machen.

 

Verbindung nach Innen. Verbindung zum großen Ganzen.

 

Lasst uns wieder in Verbindung gehen mit der Natur. Erinnert Euch. Fühlt wieder. Vertraut auf euer Gefühl. Lasst uns kritisch hinterfragen. Alles. Auch uns selbst. Lasst uns unangenehme Fragen stellen und den Diskurs wieder wagen.

 

Im ersten Moment konnte auch ich nur die oberflächliche Schönheit sehen, doch beim genaueren hinsehen und -fühlen bleibt tiefe Traurigkeit über unseren Umgang mit diesem wundervollen Planeten. Und doch bin ich voller Hoffnung, dass wir uns als Menschheit vielleicht wieder erinnern.

 

Oder wie Marie von Ebner-Eschenbach bereits sagte: „Der Schmerz ist der große Lehrer der Menschen. Unter seinem Hauche entfalten sich die Seelen.“

 

Das ist auch meine Erfahrung in der Arbeit mit Menschen. Der „Schmerz“ muss erst groß genug sein. Und damit meine ich nicht den körperlichen Schmerz...

 

 

 

 

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